Wie schon berichtet, haben wir neue Schülervertreterinnen für den Schulausschuss gefunden, die gestern erstmalig aktiv dabei waren. Die Zusammenarbeit startet immer mit der Verpflichtung, in der es um das Bekenntnis geht, das Ehrenamt nach bestem Wissen und Gewissen, unparteiisch und gesetzestreu wahrzunehmen. Johanna Holsten und Lina Heckel, als ihre Vertreterin, sind damit nun aktiver Teil des Schulausschusses und ich freue mich auf die Perspektive, die sie einbringen werden.
Projektvorstellung aus dem Themenorientierten (Projekt-)Unterricht unserer IGS
Als Gäste waren gestern drei Schülerinnen aus dem 11. Jahrgang geladen, die von dem Podcast berichteten, den sie auflegen werden. Im Rahmen des Themenorientierten Projektunterrichts gilt es, ein Projekt zu finden und umzusetzen, das zu den sogenannten Global Goals der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) passt. Die BNE ist eine weltweite Bildungskampagne der Vereinten Nationen, die eben auch von unserer IGS getragen und mit Leben gefüllt wird.
Das Podcast-Projekt hat den inhaltlichen Schwerpunkt „Mentale Belastung durch das Schulsystem“. Richtig… durch das, nicht im. In der Podcast-Reihe sollen Mitschüler*innen zu Wort kommen und davon erzählen, wann/warum/wie sehr sich alleine fühlen, in ihrer Individualität nicht gesehen, diskriminiert und überfordert. Die Ob-Frage scheint sich nicht zu stellen, denn diesem Projekt ging eine Umfrage voran, die genau das offenbart hat. In der Umfrage erreicht wurden 20-30 Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe. Das geht noch nicht als repräsentativ durch und deshalb sollen weitere Befragungen folgen.
Neben den Erzählungen der Schülerinnen und Schüler sollen auch Experten aus dem Bereich Bildung, Forschung, Medizin zu Wort kommen, um nicht nur Erklärungen und Zusammenhänge offen zu legen, sondern auch Lösungen zu zeigen. Also, Lösungen für die Missstände des deutschen Bildungssystems.
Für mich klingt das nach einem ambitionierten und facettenreichen Projekt.
Bericht Schulsozialarbeit
Der Bericht der Kolleginnen aus unserem Schulsozialarbeitsteam war inhaltlich auch nicht leichter. Umso wichtiger, dass wir in Kommunalpolitik das auch aus erster Hand hören.
Ich erlaube mir eine stichpunktartige Aufzählung, auch wenn das Thema ganze Sätze verdient hat.
Personelle Ausstattung
- An jeder Grundschule ist eine Sozialarbeiterin eingesetzt.
- An der IGS arbeiten drei von unseren Sozialarbeiterinnen.
Schwerpunkte
- Krisenintervention
- Integration Geflüchteter
- Mobbing
- Überforderung
- Medien- und Drogenkonsum
- Schulabsentismus
- Stress
- Angst
Präventionsprojekte
- Alkohol- u.ä. -prävention
- Medienkompetenz
- Schüler-Konferenzen
- Streitschlichter-Ausbildung
- „Faustlos“ und „Teamgeist“
- Sexualerziehung
- Antirassismus
- Partykompetenz
Arbeitsgrundlage mit den Schülerinnen und Schülern
- Freiwilligkeit
- Verschwiegenheit
Achtung:
- Steigende Fallzahlen
Unsere Jugendkoordinatorin, Frau Abbas, betonte die sehr gute Zusammenarbeit zwischen den Kolleginnen, egal, ob sie nun bei uns, bei der Caritas oder dem Land angestellt sind und auch egal, in welcher Einrichtung sie sich einbringen. Das war nicht immer so und deshalb wage ich die Behauptung, dass das mit ihr zu tun hat.
Gestern dabei war auch der Leiter der Grundschule Bassen, Herr Penczek, der den steigenden Bedarf an Schulsozialarbeit bestätigte. Innen- und außenpolitische Konflikte, fühlbar große gesellschaftliche Herausforderungen und ich ergänze noch verändertes Familienleben.
Es ist für alle eine kleine Anstrengung gewesen, von diesem sorgenbelasteten Thema zum nächsten Tagesordnungspunkt weiterzugehen.
Baumaßnahmen an unseren Schulen
IGS
Anbau naturwissenschaftlicher Räume. Möbel (fest verbaute wie mobile) kommen in KW 39. Stellen Sie sich im Zusammenhang mit NW-Räumen unter dem Begriff Möbel bitte nicht nur Stühle und Tische vor. Erinnern Sie sich, was in Ihrer Schulzeit im Chemie-Raum alles in Decke, Wand und Boden fest verbaut war. Wir kriegen je zwei Fachräume für Chemie, Bio und Physik mit je einem innenliegenden Sammlungsraum für all die (mobilen) Geräte, Materialien, Stoffe, usw.. Das Mobiliar für diese 9 Räume summiert auf ca. 600.000 €… Hätten Sie‘s gedacht?
Nach den Herbstferien starten die Kollegen mit dem Umbau der alten NW-Räume in allgemeine Unterrichtsräume.
Wir hinken leicht hinter dem Zeitplan her, haben aber sehr flexible und fleißige Handwerker am Start. Deshalb sind wir noch guter Hoffnung, die neuen Räume im Frühjahr 2025 in Betrieb nehmen zu können.
GS Bassen
Erweiterung/Anbau um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschulen umsetzen zu können. Die üblichen Überraschungen, die bei Umbauten lauern: z.B. statische Herausforderungen an der einen oder anderen Stellen. Die Grundschule ist immerhin aus dem Baujahr 1964.
Aktuell in Vorbereitung sind Putz- und Estricharbeiten. Danach folgen Küchen, Trockenbau, Maler, Außenanlagen und Fliesen.
Geplante Fertigstellung: nach den Osterferien 2025. Ich lege nicht die Hand dafür ins Feuer, das dieser Zeitplan aufgeht, denn ich höre von den Kollegen, dass die Handwerker volle Auftragsbücher haben und uns nicht unbedingt so hoch priorisieren, wie wir uns das wünschen.
Das ist aber alles keine Katastrophe, denn der Rechtsanspruch auf Ganztag in Grundschulen läuft ab dem Schuljahr 2026/27.
So, und hier kommt die saubere Überleitung zu
Ganztag in Grundschulen in Oyten
Wie einige von Ihnen vielleicht wissen, wird es für Familien/Eltern/Kinder ab dem 01.08.2026 einen Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung in Grundschulen geben.
Etwas konkreter:
- für Erstklässer (dann aufwachsend für alle Grundschulklassen bis 2029/30)
- tägl. 8 Zeitstunden Unterricht und Betreuung – also auch freitags (!) und das können wir zum Start nicht auch noch umsetzen; der Freitag bleibt zunächst flexibler in seinen Angeboten und Zeitfenstern als die anderen Wochentage
- Betreuungsanspruch für 44 von 64 Ferientagen / Jahr – und das ist eine sehr große Herausforderung
Diese Aufzählung ist nicht vollständig; für den Moment gibt sie aber erstmal Orientierung zum Thema Rechtsanspruch auf Ganztag. Es ist ein komplexes und sehr teures Unterfangen und ich möcht wirklich gerne die Kommune sehen, der das leicht von der Hand geht.
Die Grundschule Bassen muss ihr Ganztagskonzept dem Regionalen Landesamt für Schule und Bildung (RLSB) bis zum 01.12.25 vorlegen, damit der Betrieb zum darauf folgenden Schuljahresbeginn gewährleistet ist.
Bislang haben wir in den drei Oytener Grundschulen unterschiedliche Schulformen. Oyten und Sagehorn arbeiten schon recht lange mit offenem Ganztagsangebot. Bassen wollte ursprünglich direkt mit teilgebundenem Ganztag starten.
Das empfiehlt sich aber nicht.
Bislang ist es so: wir als Gemeinde haben Schulbezirke festgelegt, damit für uns als Gemeinde und für die Landesschulbehörde der Raum- und Lehrerbedarf planbar und auch leistbar sind.
Grundsätzlich haben Eltern also kein Wahlrecht, auf welche Grundschule sie ihre Kinder schicken wollen – das ergibt sich aus den festgelegten Schulbezirken. Nun gilt jedoch, dass mit dem neuen Rechtsanspruch Eltern doch ein Wahlrecht der Schulform haben, wenn es in der Gemeinde verschiedene Schulformen gibt. Ich nehme an, so will die Landesregierung den Eltern entgegenkommen, die den teilgebundenen Ganztag in Grundschule eigentlich gar nicht gut finden.
Spielen wir das kurz durch. Teilgebundene Grundschule in Bassen, offene Grundschulen in Sagehorn und Oyten. Wenn nun auch nur 10 Eltern aus dem Ortsteil Bassen die Teilgebundenheit (also mindestens an 2 Tagen pro Woche Schule bis 16:00 Uhr) ablehnen und ihre Kinder in Sagehorn anmelden, müssten wir da schon wieder anbauen, denn weder in Sagehorn noch in Oyten gibt es nennenswerte Raumreserven. Wir schaffen die Raumlösung jeweils schulbezirksgebunden – aktuell in Bassen an dem großen Anbau zu sehen.
Und ablehnen könnten wir diese Anmeldung in Sagehorn nicht, denn die Landesregierung hat den Eltern ja das Wahlrecht in diesem Fall gestattet. Deshalb haben sich alle Grundschulleitungen miteinander und mit den RLSB beraten und folgendes beschlossen:
Alle Grundschulen starten ab dem 01.08.26 in den Jahrgängen 1 und 2 mit dem offenen Ganztag. Sobald diese Schülerinnen und Schüler dann in Klasse 3 kommen, ändert sich die Schulform auf teilgebunden – auch dies zeitgleich für alle Grundschulen. D.h., dass spätestens im Sommer 2028 alle drei Grundschulen den Antrag auf Teilgebundenheit beim RLSB einreichen wollen.
Mein digitaler Notizzettel ist jetzt abgearbeitet. Ist doch wieder mehr geworden als ein Kurzbericht… Wenn Sie diese Zeilen aber auch noch lesen, sind Sie immerhin nicht abgebogen und haben nun vielleicht ein besseres Verständnis von Schulsozialarbeit und diesem aufoktroyierten und unterfinanzierten Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in Grundschule.
Ich bin mit dem Sitzungsverlauf zufrieden. Es war die letzte Schulausschuss-Sitzung mit dem zuständigen Fachbereichsleiter Claus Marx. Er verlässt uns und es freut mich, dass er uns zumindest nicht leichten Herzens verlässt. Es gab tolle Abschiedsworte aus den Reihen der Politik und ich hab mich auch ins Zeug gelegt, um ihm die Wertschätzung auszusprechen, die er sich hier verdient hat.
Der Worte sind genug geschrieben. Fühlen Sie sich herzlich eingeladen, bei einer unserer Ausschuss-Sitzungen auch mal dabei zu sein. In den nächsten Monaten beschäftigen wir uns intensiv mit der Haushaltsplanung 2025. Da kriegen Sie dann einen guten Einblick, was wir mit Ihrem Geld so vorhaben…
… und vielleicht bestätigen Sie dann ja meine Einschätzung: Kommunalpolitik loyft bei uns!